Das Konzept der Ringvorlesung

Die zunehmende Durchdringung digitaler Kommunikationstechnologien in den lebensweltlichen Alltag und damit verbunden die integrale Verankerung vernetzter Architekturen in der Gesellschaft stellen einen zentralen Diskussionspunkt um die Entwicklung des Netzes und die daran gebundene Digitalisierung dar. Sie definieren damit den Begriff der digitalen Welt, in der wir leben in beachtlichem Maße.

Die Ringvorlesung soll diesen Entwicklungen Rechnung tragen und den Diskurs über die impliziten Strukturen der Algorithmen, den im Schnittfeld verorteten sozialen Praktiken im Rahmen einer interdisziplinären Perspektivsetzung auf Daten, Autonomie und Kontrolle im digitalen Zeitalter aus vier Perspektiven ermöglichen.

  1. Die Kulturalisierung der Gesellschaft: Der zentrale Impuls dieses Themenbereiches ist, ein komplexeres Verständnis für die Phänomene des ›Digitalen‹ und die Veränderungen der Wahrnehmungs- und Erfahrungswelten durch algorithmische Systeme zu erhalten. Dabei soll der Fokus auf die neue Konfiguration von Materialität und Medialität im Rahmen technischer Veränderung von Computing, Digitalisierung medialer Formate, Vernetzung und der entsprechenden Kommunikationsformen liegen.
  2. Die Gouvernementalität des Digitalen: Eine umfassende Auseinandersetzung mit Algorithmen beginnt schon auf der „protokolllogischen“ Ebene, da Algorithmen und die dem Code zugrundeliegenden Protokolle selbst zu (nichtmenschlichen) Akteuren in einer komplizierten Verwicklung von Subjekt- und Subjektivierungspositionen werden und sich somit eine gouvernementale Struktur abzeichnet, die von einer besonderen Wirkmacht geprägt ist.
  3. Kreativität zwischen Mensch und Maschine: Wir leben in einer Zeit, in der sowohl auditive als auch visuelle Kunstwerke durch Maschinen geschaffen werden dann und dann für mehrere Hunderttausend Euro versteigert werden – ohne klare Aushandlungen darüber, wer der/die Autor/in ist und wer die Rechte am Werk besitzt. Dies wirft nicht nur Fragen der Akteur- oder Urheberschaft auf, sondern lässt ganz grundlegend die Aura eines Kunstwerks in neuem Licht erscheinen.
  4. Bias und Algorithmen: Digitale Architekturen entstehen nicht im soziokulturellen Vakuum, sondern zeichnen ein komplexes und kompliziertes Verhältnis von Mensch und Maschine. Das Besondere hieran lässt sich dabei aus der zunächst unsichtbaren Durchdringung rechenbasierter Systeme beschreiben und zeigt sich in der Entkopplung ihrer faktischen Ausprägungen und damit eigentlichen Wirkmacht.

Die interdisziplinäre Ringvorlesung der Fakultäten für Humanwissenschaften und Informatik verknüpft philosophische, kultur- und bildungs- und erziehungswissenschaftliche Perspektiven mit Positionen aus Informatik und Politikwissenschaft. In den Vorträgen werden Aspekte zur Herstellung von Autonomie im digitalen Zeitalter vor dem Hintergrund von Freiheit und Kontrolle diskutiert.

Die Ringvorlesung wird gemeinsam von Christina Kast, Andreas Nürnberger und Dan Verständig organisiert.

Letzte Änderung: 25.04.2020 - Ansprechpartner: Webmaster